Fronleichnam ist schon ein komischer Name für einen Feiertag. Das Wort „Fronleichnam“ hat auch gar nichts mit einem Leichnam zu tun. Ganz im Gegenteil: Der Name setzt sich zusammen aus den mittelalterlichen Worten „vron“ und „Lichnam“. „Vron“ bedeutet „Herr“. „Lichnam“ bedeutet „lebendiger Leib“! Es geht an diesem Tag also um den lebendigen Leib Christi, von dem die Christen glauben, dass er im Leben der Menschen bis heute Gutes und Heilsames bewirken kann.
Der Ordensfrau Juliana von Lüttich kommt dabei rund um diesen Feiertag eine besondere Bedeutung zu: Um 1220 n. Chr., also vor ca. 800 Jahren, soll sie immer wieder einen bestimmten Traum gehabt haben.
Sie träumte, dass auf der Mondscheibe ein dunkler Fleck sei. In ihrer Deutung dieses Traums ging sie davon aus, dass im Lauf des runden Kirchenjahres noch ein Fest fehlte, bei dem der „lebendige Leib“ Christi gefeiert werde. Ihre Idee dabei: Gott bleibt nicht in den Kirchen und Klöstern! Gott, der Lebendige, ist auf den Straßen und in allen Himmelsrichtungen anwesend! Diese Überzeugung wird bis heute in der Tradition der Fronleichnamsprozession, durch das Tragen des „Leibes Christi“ in Gestalt der heiligen Hostie, verdeutlicht. Dabei wird die heilige Hostie als der lebendigen Leib Christi in einem besonders verzierten Behältnis, der sogenannten Monstranz, durch die Straßen geführt. Und die Gläubigen folgen ihrem Herrn durch die Straßen nach, – als Sinnbild für die Nachfolge ein Leben lang.
Die Prozessionen durch die Straßen am Fronleichnamstag sind also mehr als nur eine fromme Gewohnheit: Im Nachgehen wird deutlich, dass Gott, und mit ihm die Gläubigen, auch heute noch für eine Welt der Liebe, der Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit eintreten. Die Menschen auf der ganzen Welt sollen zum Segen für andere werden: Über die Grenzen des eigenen Stadtteils, des Dorfes, des eigenen Horizontes hinaus! Und Gott ist dabei nahe. Nicht als ein „einfaches” Stück Brot, sondern als der, der zu den Menschen kommt und sie von innen heraus stärkt.