Der 4. Dezember ist der Gedenktag der Heiligen Barbara. Wer war denn diese Barbara überhaupt? Gesichertes historisches Wissen über sie ist relativ gering:
Gelebt hat Barbara vermutlich im 3. und 4. Jahrhundert in Nikodemien (Kleinasien, heutige Türkei). Sie war die Tochter eines reichen Kaufmannes. Nach der Legende soll sie um 306 hingerichtet worden sein. Das war in einer Zeit, in der Christen verfolgt wurden, weil sie den römischen Kaiser nicht als Gott anerkannten.
Um ihre Lebensgeschichte ranken sich aber eine Reihe von Erzählungen:
- In jungem Erwachsenenalter bekommt Barbara Kontakt zum Christentum durch ihren Lehrer Dioscuros.
Die Botschaft von der befreienden Liebe Gottes zu den Menschen beeindruckt sie so tief, dass sie sich in Abwesenheit ihres Vaters und ohne sein Wissen taufen lässt.
- Die Legende berichtet, dass Barbara anschließend im Wohnraum ihres Turmes drei Fenster einbaut. Das Licht der drei Fenster symbolisiert für sie das christliche Gottesverständnis: Drei Fenster, aber nur ein Licht - drei Personen (Vater, Sohn und Heiliger Geist), aber nur ein Gott.
- Sie ist standhaft ihrem Vater gegenüber, der sie zur Vermählung mit einem Nichtchristen drängen will und sie flieht vor den Soldaten, nachdem ihr Vater sie sogar vor dem Gericht verklagt (ob er wohl hoffte, in der Öffentlichkeit würde sie ihre Haltung ändern?).
Laut der Legende wird sie wundersam gerettet:
- durch ein frisch gewebtes Spinnennetz, das die Soldaten davon abhält, ihr Höhlenversteck zu durchsuchen („wo ein ganzes Netz gewebt ist, kann doch keiner hineingeflüchtet sein!“).
- Später wird sie doch noch gefangen. Jedoch ist Barbaras Standhaftigkeit beeindruckend: Als ihr letztendlich der Prozess als "Staatsverräterin" gemacht wird, bleibt sie sich selber und ihrem Gottvertrauen treu. Die Hinrichtung durch das Schwert ist beschlossene Sache.
Die Legende erzählt, dass sich auf dem Weg vom Gericht zum Gefängnis ein kahler Zweig in Barbaras Gewand verfängt. Während ihrer Haft pflegt Barbara diesen Zweig. An ihrem Hinrichtungstag sind die Knospen am Zweig erblüht. Die heilige Barbara nimmt dies als bestätigendes Zeichen: Obwohl der Zweig kahl und tot ausgesehen hatte, waren neue Blüten erwachsen - obwohl sie den Tod erleiden muss, würde Gott ihr neues Leben im Himmel schenken.
Barbara verzweifelt nicht. Sie nimmt das Kahle, Kalte an und schafft es, darin neues, blühendes Leben zu entdecken. Sie hadert nicht mit ihrem Schicksal, sondern versucht, das, was ihr widerfährt, in ihre Lebenshaltung zu integrieren. Und so schafft sie es, das neue Leben zu sehen.
Weniger Barbaras Märtyrertod ist für uns heute spannend, als eher die in den Legenden tradierte Lebenshaltung Barbaras: auf Gott vertrauend auch in den dunkelsten Zeiten nach Zeichen der Hoffnung und des Neuanfangs zu suchen.
Und warum stellen wir uns nun heute Barbarazweige in die Vase?
- Vielleicht, damit wir einen Blick bekommen für die, die nichts mehr erwarten, und für das, was kahl und hoffnungslos ist.
- Vielleicht, damit wir erinnert werden, dass wir an Hindernissen und Schicksalsschlägen nicht zerbrechen müssen!
- Vielleicht, damit wir nach dem tieferen Sinn in unserem Leben und darüber hinaus suchen!
Mit den "Augen der Hl.Barbara" zu sehen, täte sicherlich auch in der heutigen Zeit gut!