Was bedeutet uns Karfreitag?
Stellt Euch folgende Situation vor: Es gibt ein Begrüßungstreffen in einem Wohnheim für jugendliche Geflüchtete. Hier sollen sie in den kommenden Monaten leben, um die deutsche Sprache und deutsche Gewohnheiten kennenzulernen. Sie kommen aus Ländern, in denen das Christentum kaum bekannt ist. Mit erschrockenem Blick schaut ein Junge auf das Kreuz über der Tür.
Erinnerte es ihn an die Folter, der sein Vater ausgesetzt war? Oder fragt er sich, wohin er geraten ist: In ein Land, in dem Folter als Kunst gilt? Fragt er sich, was ihn hier erwarten wird, wenn grausige Bilder so allgegenwärtig sind?
Die möglichen Reaktionen des Jungen drängen zum Nachdenken: Was sehen wir denn eigentlich, wenn wir uns das Kreuz ansehen?
Die ersten Christen hatten das Kreuz noch nicht als ihr Symbol entdeckt. Dafür hatten sie schon anderes Symbole für sich entdeckt: den Fisch, weil das griechische Wort ICHTHYS mit seinen Buchstaben eine geheime Botschaft enthielt: Jesus Christus, Sohn Gottes, Retter.
Erst lange Zeit nach Abschaffung der Kreuzigung als übliches Hinrichtungsmittel entdeckten die Christen das Kreuz neu. Sie betrachteten es mit den Augen des Glaubens, die sahen: "Gott führt durch den Tod zum Leben".
Das Kreuz zu sehen und den Karfreitag zu begehen kann unter diesem Blickwinkel auch heißen: Die Geschichte von Verrat und Festnahme Jesu, von Verurteilung, Verspottung und Kreuzigung kann auch verstanden werden als die Grundgeschichte unseres Lebens. Leid, schwierige und traurige Erfahrungen, Krankheiten und Enttäuschungen des Lebens sollen auf diese Weise nicht einfach nur hingenommen werden, vielmehr soll in ihnen der Keim zu Neuem erkannt werden. (Impulse findet Ihr unter 'Was bedeutet das Kreuz?'): Drei Tage nach dem Tod Jesu folgte seine Auferstehung: Ostern.