Was feiern wir an Sankt Martin?
Die berühmte Geschichte von St. Martin kennt ihr bestimmt: In Frankreich, in Amiens, um das Jahr 335 herrscht Krieg und große Armut. Martinus, ein römischer Offizier, gehört zur reichen Oberschicht. Aber Not und Armut der Menschen gehen ihm sehr nahe: ein Bettler teilt ihm seine Not mit. Und Martin teilt seinen Mantel mit ihm. Aber nur den halben Mantel. Warum denn das?? In vielen Kulturen war der Mantel das, was auch bei größter Verschuldung nicht weggenommen werden durfte. Als grobes, fast quadratisches Tuch, diente er tagsüber als Bekleidung und nachts als Decke. Selbst diesen letzten, selbstverständlichen Schutz besaß der Bettler nicht mehr.
Martin hätte doch aber dann seinen ganzen Mantel geben können?! Es wäre doch für ihn ein Leichtes gewesen, sich einen neuen Mantel zu besorgen. Aber Martin verhält sich anders, nämlich so, wie es sein späteres Leben immer wieder zeigt: einfach und ehrlich. Der römische Staat, so sagt eine Geschichtstheorie, stellte den Offizieren die Ausrüstung nur zur Hälfte zur Verfügung. Die andere Hälfte mussten die Offiziere selber bezahlen. Wenn das so stimmt, dann ist interessant, was Martin tut: er verschenkt nur seinen Teil des Mantels, den Teil, der sein persönliches und von ihm selbst finanziertes Eigentum ist. Er teilt und gibt dabei alles: Schutz und Wärme und das, was der Mensch zum Leben unbedingt braucht.
Martinus ist ein Heiliger.
Einer, der Heil in diese Welt bringt!
Einer, der zeigt, wie auch wir heute heilsam für diese Welt sein können.
Einer, der zeigt: Nimm die Nöte deiner Umgebung nicht einfach hin. Werde aufmerksam für die Notwendigkeiten deiner Umgebung. Und tue das Naheliegende, das, was nur du tun kannst. Es muss nicht unbedingt etwas „Riesengroßes“ sein. Auch „Kleinigkeiten“ können mit Gottes Hilfe zu einer besseren, weil menschlicheren Welt beitragen!
Woher kommt das Martinsfest?
Der Heilige Martin wird seit Jahrhunderten verehrt. Er wurde etwa 316 n. Chr. in der römischen Provinz Pannonien (heute Ungarn) geboren. Der Name, den seine Eltern für ihn auswählten, bedeutete „dem Kriegsgott Mars geweiht“. Die Römer, die keine Christen waren, verehrten viele Götter. Martinus Vater verehrte besonders den Kriegsgott Mars. Durch einige seiner Spielkameraden lernte Martinus Jesus und das Christentum kennen. Was Martinus von Jesus hörte, gefiel ihm sehr und er wollte ein Freund von Jesus sein. Zu Hause durfte er davon allerdings nichts erzählen, weil sein Vater das Christentum nicht mochte. Weil sein Vater es so wollte, trat Martin früh in die römische Armee ein. Nach einer für sein Leben prägenden Begegnung mit einem Bettler, dessen Not ihn zutiefst anrührt, wendete er sich dem Christentum zu. Mit 18 Jahren ließ er sich taufen und trat zwei Jahre später aus der römischen Armee aus, um Priester zu werden. Sein Vater konnte seinen Sohn nicht verstehen und wies ihn vor Wut von sich. Seine Mutter hielt jedoch zu ihm und wurde einige Jahre später auch Christin. Mit 64 Jahren wurde er auf Wunsch der Bevölkerung Bischof von Tours und starb am 8.November 395 im Alter von nahezu 80 Jahren. Beerdigt wurde er drei Tage später unter großer Anteilname der Bevölkerung. Die Menschen verstanden schon früh, an seinem Leben das erlösende Handeln Jesu Christi abzulesen. So wurde das Leben und die Lebenshaltung des Martin von Tours Orientierung für das Leben vieler Menschen.
Mit Martinsumzügen, kleinen Martinsspielen und Martinsfeuern erinnern sich Christen daran, dass Martin zu den Menschen zählte, durch die Licht, Wärme und Liebe Gottes für die Menschen spürbar wurden.